Reisebericht aus Brasilien


Das temperamentvolle Bahia ist wohl der afrikanischste der brasilianischen Bundesstaaten. Hier findet der Reisende alles, was Brasiliens Vielfalt ausmacht: tropische Traumstrände, unberührte Natur, historische Sehenswürdigkeiten und liebenswerte, freundliche Menschen. Mit über 900 Kilometern Küste und einer Kultur, die sich über fünf Jahrhunderte und zwei Kontinente erstreckt, gibt es hier eine Menge zu entdecken. Im riesigen Land Brasilien braucht ein Reisender Zeit, viel Zeit. Oder man beschränkt sich auf eine Region, wie wir es mit dem Bundesstaat Bahia gemacht haben und in unserem Reisebericht schildern.

Auf ins grösste Land in Südamerika

Nachdem wir auf unserer Weltreise viele Länder in Asien und Afrika bereist hatten, war es an der Zeit nach Südamerika zu dislozieren. Obwohl wir anlässlich der geplanten Teilnahme am Marathon von Rio de Janeiro (maratonadorio.com.br) schon vor Jahren Brasilien besuchten, entschlossen wir uns, das grösste Land in Südamerika nochmals zu erkunden. Auf den Marathon hatten wir übrigens damals vergebens trainiert, da dieser ohne uns zu benachrichtigen, um eine Woche vorverschoben wurde!

Gefängnis statt Urlaub

Auf meinem letzten Reiseabenteuer in Brasilien, sass ich zu allem Elend auch noch während drei Tagen im Gefängnis! An der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien wurde ich in ein Streitgespräch verwickelt, über die Notwendigkeit gewisser Formalitäten um passieren zu können. Natürlich war der Grenzbeamte am längeren Hebel, er zog den Pass ein und spedierte mich ohne zu zögern in den Knast. Da verbrachte ich mulmige Nächte in einem kleinen Raum zusammen mit einer Unmenge Kakerlaken.

In der Zwischenzeit bin ich um einige Reisen erfahrener und weiss, dass laut werden den anderen Menschen den Respekt vor der Gegenpartei verlieren lässt. Und ob richtig oder falsch, mit einige Dollars Motivationsentlöhnung hätte mein Grenzübertritt problemloser gestaltet werden können.

Salvador de Bahia

Altstadt Salvador de Bahia

Der Pelourinho ist das Zentrum der farbenfrohen Altstadt von Salvador de Bahia.

Dieses Mal verbrachten wir zuerst einige Tage in Salvador da Bahia, der ersten Hauptstadt Brasiliens. In Salvador de Bahia, Brasiliens kulturell-historisch reichster Stadt, entdeckten wir die 500-jährige Kolonialarchitektur. Ein Teil der Altstadt, der sogenannte Pelourinho, gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Nach langen Jahren des Verfalls wurde zum Ende des 20. Jahrhunderts behutsam restauriert. Nun ist die historische Altstadt wieder ein attraktives Reiseziel und das Herz von Salvador. Dort und am Terreiro de Jesus finden sich auch immer Frauen in der typischen Bahia-Tracht.

Während in Rio de Janeiro und Sao Paolo eher hellhäutige Brasilianer leben, trifft man im Norden viele dunkelhäutige Einwanderer. In der Zeit der Sklaverei wurden vor allem hier einige Millionen Afrikaner an Land gebracht. Doch eine Durchmischung der verschiedenen Brasilianer findet nur zögerlich statt, womöglich bedingt durch die unterschiedlichen kulturellen Wurzeln. Ein gewisser Rassismus ist nach wie vor vorhanden.

Neben Samba-Bands verwandeln vor allem auch Bands, welche Musik afrikanischen Ursprungs spielen, die Stadt Tag und Nacht in eine riesige Musik-Arena. Einfach fantastisch! Obwohl wirtschaftlich gesehen oft mittellos, sprühen die Leute vor Lebensfreude, wenn sie zu ihrer Musik tanzen können. Historisch hatte dies schon während der Sklavenzeit eine befreiende Wirkung. Jung und Alt trifft sich auf der Gasse. Und der morgige Tag, wo es wieder darum geht, grundlegende existentielle Bedürfnisse zu stillen, ist noch weit weg!

Brasilianer und die Pünktlichkeit

An die Pünktlichkeit respektive Unpünktlichkeit der Brasilianer muss und kann man sich gewöhnen. Nur besteht die Schwierigkeit darin herauszufinden, wer um wie viel zu spät kommt! Für das Gehetze der Mitteleuropäer im Alltag haben sie in Brasilien überhaupt kein Verständnis. Diese Lebensart oder -unart finden sie schlichtweg ungesund, ruinös und unnötig. Umso gespannter waren wir auf Einhaltung der Abfahrtszeit der Busreise in den Nationalpark Chapada Diamantina.

Reise durch den Nationalpark Chapada Diamantina

Chapada Diamantina

Das Nationalpark Chapada Diamantina ist ein Naturparadies mit vielen Flüssen und Wasserfällen.

Pünktlich, sehr pünktlich ging es los. Mit einem öffentlichen Bus gelangten wir über Nacht in das Goldgräberstädtchen Lençóis, dem Tor zum Nationalpark Chapada Diamantina. Die einmalig schöne Naturlandschaft mit den Tafelbergen erinnerte uns an das Monument Valley in den USA, mit dem Unterschied, dass durch die hohe Luftfeuchtigkeit bedingt alles grün ist. Mit einem brasilianischen Jeep-Fahrer überquerten wir etliche reissende Flüsse. Das Wasser war tief rostrot, hervorgerufen von einer Pflanze und nicht etwa kupfer- oder eisenhaltiger Erde. Die vielen Flüsse, Wasserfälle und Lagunen ermöglichten uns täglich irgendwo zu baden und zu schwimmen. Einfach herrlich, um sich der tropischen Hitze zu entziehen.

Einmal erschraken wir ganz gehörig, als eine rot-schwarz gestreifte, hochgiftige Korallenschlange (Tier Doku) unseren Weg kreuzte. Schlangen hören nichts und bei einigen Exemplaren sind auch die Augen abgedeckt, so dass sie nur auf Erschütterungen reagieren. Weil wir zu Fuss unterwegs waren, blieben Erschütterungen aus. Durch die Schnelligkeit, wie die Gefahr in die Nähe der Schlangen gelangte, fühlte sie sich in die Enge getrieben, was sie zu einem Biss hätte provozieren können. Doch ohne uns unnötigen Stress zu bereiten, verzog sich die Schlange nervenschonend in die rettenden Steine.

In den Dörfern der Chapada übernachteten wir in einfachen Pousadas und versuchten am Abend in der Dorfbar Kontakt mit der lokalen Bevölkerung aufzunehmen. Dies gelang meist mit einem Mix diverser Sprachen. Sobald das Eis gebrochen war, erlebten wir eine grosse Gastfreundschaft und Interesse an unserer Reise, wie auch an unserer europäischen Heimat.

Cachaça und Caipirinha

Zuckerrohr-Schnaps Cachaça

Zuckerrohr dient als Rohstoff für die Herstellung von Cachaça, woraus die Cairpirinhas gemacht werden.

Cachaça ist der hochprozentige Zuckerrohrschnaps, welcher für die Zubereitung der bekannten Caipirinhas benutzt wird. Das Rezept für das inoffizielle brasilianische Nationalgetränk ist denkbar einfach, das Ergebnis grandios: zerstossene Limetten, Zucker, Eis und dazu eben Cachaça. Während man in unseren Breitengraden meist nur den Caipirinha Clasico kennt, mixen die Brasilianer alle erdenklichen Früchte in das Getränk. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, einen abenteuerlichen Reisetag bei (mindestens) einem Glas Caipirinha ausklingen zu lassen. Auf unserer Reise durch Brasilien haben wir etliche Schnapsbrennereien gesehen und auch eine davon besucht. Cachaça wird im ganzen Land produziert und auch konsumiert.

Vegetarier oder Fleischtiger

Ein Vegetarier hat es in Brasilien eher schwer... vorsichtig ausgedrückt. Fleisch, Geflügel und Fisch sind allgegenwärtig auf dem Speiseplan. Eine Churrascaria, ein brasilianische Steakhouse, ist das Paradies für Fleischtiger. Neben Maniok und Süsskartoffeln sind es vor allem die Früchte, welche einen Vegetarier mehr als zufriedenstellen. Caipirinha und Bier lassen vor allem die Bäuche der älteren Brasilianer anschwellen. Bei den jüngeren herrscht ein oft extremer Körperkult vor. Am Strand eine gute Falle zu machen, um das andere Geschlecht zu beeindrucken, scheint der Motivator zu sein.

Strand in Praia do Forte

Strand von Praia do Fuerte

Zentraler Platz und Strand von Praia do Fuerte an der brasilianischen Atlantikküste.

Da in unserem Reisebericht nun das Stichwort Strand gefallen ist, wollten wir unsere Reise auch am Strand fortsetzen. Nach einer etwa wöchigen Rundreise in der Chapada Diamantina kehrten wir nach Salvador de Bahia zurück und nahmen von dort einen Bus weiter gegen Norden nach Praia do Forte. Das Städtchen hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Ferienort etabliert. Wir quartierten uns in einer hübschen kleinen Pousada ein, mit dem wohlklingenden Namen Pousada Tatuapara (Webseite: www.tatuapara.com.br). Wegen der Warnung vor Taschendieben marschierten wir jeweils nur mit der Badehose, Strandtuch und einigen Reais in Cash als Caipirinha-Geld zum öffentlichen Strand. Am einten Tag mieteten wir ein Fahrrad und fuhren der Lagune entlang bis zum Castillo Garcia D´Avila, einem teilweise restaurierten Schlösschen mit Kapelle. Hat uns nicht weggehauen vor Begeisterung, aber der Ort sei beliebt für Hochzeitsfeste und veranstalte jeweils eine wilde Silvesterparty, liessen wir uns erklären.

Projekt zur Erhaltung der Schildkröten

Meeresschildkröte

Meeresschildkröte des Projeto Tamar in Praia do Fuerte.

Das Projeto Tamar in Praia do Forte (Webseite: www.tamar.org.br) ist ein Projekt zur Erhaltung der Meeresschildkröten. Insbesondere ist es auch ein Prestigeprojekt des Erdölgiganten Petrobras. Die versuchen sich als umweltfreundliches und tierfreundliches Unternehmen zu präsentieren. Einerseits ist das Engagement bestimmt lobenswert, andererseits scheint es ein kläglicher Versuch das ramponierte Image aufzubessern. Petrobras verursacht grosse Umweltschäden bei der Erdölförderung und produziert dauernd Korruptionsskandale. Nichtsdestotrotz bietet uns der Besuch die Möglichkeit die eindrücklichen Schildkröten hautnah zu erleben und zu beobachten.

Reise in den Süden Bahias

Wieder zurück in Santiago, fuhren wir an den Hafen und nahmen das Schiff auf die andere Seite der "Bahia de Todos os Santos" (Allerheiligenbucht). Die nächsten beiden Tage wurden wir in einer Dschungel-Lodge, irgendwo inmitten des Atlantischen Regenwaldes umsorgt und bewirtet. Auf einer Tour durch den Regenwald erklärte uns der einheimische Führer Jubileu die Geheimnisse der lokalen Flora und Fauna und was die Kleinbauern der Region so alles anbauen. In dieser Gegend gibt es viele der bekannten Dendé-Plantage (Palmöl). Zudem werden neben Zimt, Nelken, Kokosnüssen, Bananen, Palmherzen auch viele lokale Früchten angebaut.Es war wirklich zu schön und nur mit schwerem Herzen verabschiedeten wir uns von dieser Idylle.

Aufgrund der positiven Reiseberichte von anderen Globetrottern unterwegs, legten wir unser nächstes Reiseziel in Brasilien fest: die Samba-Metropole Rio de Janeiro.