Reisebericht Abenteuerreise über die höchsten Pässe der Welt
Eine der grössten Herausforderungen für alle ambitionierten Mountainbiker ist die Überquerung des Himalaya. Die Route war früher eine wichtige Verbindung für Karawanen zwischen Indien und Zentralasien. Mit den ausgedehnten Wäldern, grünen Hochebenen, kargen Bergriesen, tiefen Schluchten bietet das Bike Adventure landschaftlich etliche Leckerbissen. Eine Radreise über 600 km und 10'000 Höhenmeter auf der legendären Passstrasse von Manali nach Leh im Norden Indiens.
Rohtang-La Pass, 3985 m

Der Rohtang Pass ist der erste hohe Himalaya-Pass auf der Strecke von Manali nach Leh.
Los geht das Reiseabenteuer auf dem Fahrrad über die höchsten Pässe der Welt in Manali. Die bei Reisen in Indien omnipräsenten Tata-Lastwagen sind unsere Begleiter auf der anfänglich asphaltierten Piste den Rohtang-La Pass hoch. Die Passstrasse weist keine starke Steigung auf, wir kommen gut vorwärts. Wir radeln durch schöne Waldpartien, mit der eindrücklichen Kulisse des Himalayamassivs und mit einige Wasserfälle, anfänglich noch recht ähnlich der Biketouren in alpiner Landschaft. Der zweite Teil ab einer Höhe von 3000 m präsentiert sich in einem anderen Gewand. Die Strasse wird staubig und wir winden uns mittels zahlreicher Serpentinen hoch bis auf den fast 4000 m hohen Rohtang-La Pass.
Keylong (Rohtang – Baralacha-La)

Einsames Haus mit buddhistischen Gebetsfahnen auf der Radreise nach Keylong.
Wir radeln auf einer gewellten Staubpiste, mit einem braun-gräulich gefärbten Fluss tief unten in der Schlucht als treuer Begleiter. Richtig in die Beine geht die Strecke nach Keylong hoch. Noch rechtzeitig vor der totalen Erschöpfung suchen wir uns einen geeigneten Platz für unsere Zelte.
Baralacha-La Pass, 4880 m

Der Manali-Leh Highway führt nach dem Baralacha-La Pass entlang einer fantastischen Flusslandschaft.
Der Aufstieg auf die Passhöhe des Baralacha-La eher ist die heutige Herausforderung. Wunderschön präsentiert sich auch die Abfahrt mit dem wild kurvenden Fluss durch die karge Landschaft. Sogar baden gehen wir in dem eiskalten Wasser - Hygiene muss sein.
Naki-La Pass, 4740 m

Wunderschönes Himalaya-Panorama beim Aufstieg mit den Bikes zum Naki-La Pass.
Wir gehen das Projekt Naki-La Pass an, schrauben uns bereits frühmorgens die 21 Kehren gegen oben. Traditionelle Gebetsfahnen markieren die Passhöhe. Eine fantastische Aussicht über das Himalaya-Gebirge entschädigt für die Strapazen.
Lachulung-La Pass, 5060 m

Die Abfahrt vom Lachulung-La Pass lässt das Mountainbiker-Herz höher schlagen.
Bei gutem Tempo bringen wir die Beine auf Betriebstemperatur. Auf 5060 m geht es in unserem Fall, auf den Lachulung-La Pass. Die Abfahrt ist ein Traum, Bikespass pur. Mutter Natur hat hier eine fantastische Bergwelt erschaffen und wir haben das Vergnügen mit unseren Mountainbikes mitten hindurch rollen zu können.
Moray-Ebene und Tsokar-See, 4600 m

Die Mountainbike Reise führt zum Tsokar-See im Süden der Himalaya-Region von Ladakh.
Wie in einer anderen Welt fühlen wir uns auf der Moray-Hochebene, zur Abwechslung fahren wir fast ebenaus. Auf der wasserlosen Hochwüste weiden Yak-, Ziegen- und Schafherden. Unser heutiges Camp errichten wir beim Tsokar-See. Der Salzsee leuchtet mit den letzten Sonnenstrahlen und vor dem Zelt liegend geniessen wir die friedliche Stimmung.
Taglang-La Pass, 5360 m

Von der Moray-Ebene geht es zum Taglang-Pass hoch, im Ladakh-Gebirge, auch Klein-Tibet genannt.
Wir quälen uns im Schneckentempo den Taglang-La Pass hoch. Die Lunge pumpt wie wild und wird trotzdem nur mit einem Minimum an Sauerstoff belohnt. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis wir die Passhöhe des Taglang-La, auf 5360 m erreichen. Umso stolzer fühlen wir uns, wir haben den zweithöchsten mit Fahrzeugen befahrbare Pass der Welt erobert. Die Abfahrt ist sensationell. Mit Höchstgeschwindigkeit brettern wir um die unzählige Kurven durch eine grandiose Landschaft.
Indus Tal nach Leh, 3500 m

Blick vom Thiksey-Kloster über das grüne Indus-Tal mit wüstenähnlichem Himalaya-Gebirge kurz vor Leh.
Wir rollen mit den Mountainbikes durch die eindrückliche Gya-Schlucht bis ins Indus Tal. Hier tummelt sich wieder deutlich mehr Verkehr, unter anderem auch wegen der starken Militärpräsenz. Nach den einsamen Tagen auf den Passstrassen durch das Himalaya-Gebirge, mutet diese Strecke wie ein Kulturschock an.
Die Einfahrt nach Leh ist sehr emotional, wir haben die rund 600 Kilometer lange Strecke von Manali hierher geschafft. Doch die Bike Adventure Tour ist noch nicht vorbei, morgen folgt das Dessert noch, der Aufstieg auf den Khardung-La, den höchsten mit Fahrzeugen befahrbaren Pass der Welt.
Khardung-La Pass, 5600 m oder 5470 m

Der krönende Abschluss der Mountainbike Reise durch den Himalaya ist der Khardung-La Pass.
Bereits um 6 Uhr sitzen wir schwitzend auf dem Sattel. Die asphaltierte Piste schwingt sich fast schon elegant den Pass hoch. Bei einem Check-Point löffeln wir in einer baufälligen Hütte eine Nudelsuppe, um den Energiehaushalt wieder in Balance zu bringen.
Eine Geröllpiste fordert die Mountainbiker auf dem letzten Drittel der Strecke. Die Pausen werden regelmässiger, der durch die Höhe geplagte Körper diktiert das Tempo - eine reine Kopfsache. Stetig kämpfen wir uns vorwärts. Noch ein Einschnitt im Gebirge, noch eine Kurve... es scheint nicht enden zu wollen. Endlich erreichen wir nach anstrengenden 45 Kilometer und 2100 Höhenmeter das Ziel: Der Khardung-La Pass, der höchste Pass der Welt. Je nach Messmethode und Quelle beträgt die Höhe des Khardung-La 5600 m oder 5470 m.
Solo-Tour oder in einer organisierten Gruppe?

Radreise von Manali nach Leh im indischen Himalaya.
Wir haben unterwegs mehrere Tourenfahrer getroffen, die jeweils eine Solo-Tour unternommen haben. Wir haben uns für den auf Bikereisen spezialisierten Veranstalter Bike Adventure Tours entschieden, welcher die Mountainbike Reise von Manali nach Leh im Angebot hat. Die Vorteile einer organisierten Tour ist das Begleitfahrzeug für Notfälle und die Begleitcrew, welche jeweils das Camp aufgebaut hat und für das leibliche Wohl gesorgt hat. Ein kundiger Reiseleiter weiss viel zu erzählen über Land und Leute in Indien und speziell über die Himalaya-Region Ladakh. Zudem radelt es sich deutlich entspannter nur mit einem Tagesrucksack ohne schwere Gepäcktaschen.