Reisebericht mit dem Mountainbike durch Kanada
Rocky Mountains an der kanadischen Westküste
Nach der Etappe durch die östlichen Rocky Mountains von British Columbia, führte mich der letzte Teil der Mountainbike Reise vom Städtchen Lilloet hoch zum Duffey Lake und über Pemberton rein in die fantastische Gebirgswelt von Whistler, einem wahren Mountainbike-Mekka. Auf dem Sea-to-Sky Highway führte die Route entlang einem Fjord des Pazifischen Ozeans zur Horseshoe Bay und schlussendlich zum Reiseziel Vancouver, der kanadischen Metropole an der Westküste.
Duffey Lake Provincial Park
Als ich aufwachte, hatte ich noch keine Ahnung, was mich draussen erwarten würde. Die Strasse stieg mit einem saftigen Prozentsatz an. Mit dem notwendigen Übel einer schier unendlich scheinenden Ansammlung von Haarnadelkurven kämpfte ich mich zur Passhöhe beim Duffey Lake hoch. Der türkisfarbene See liegt mitten in traumhafter Natur, umgeben von Schnee bedeckten Bergen.
Nicht mal eine einzige echte Verschnaufpause wurde mir vergönnt. Die ganze Gegend war von einer Fliegenseuche befahlen und bei jeglichem Stillstand wurde man sofort als Landeplatz missbraucht und nicht zehn Hände hätten genügt, um sich die äusserst lästigen Viecher vom Leibe zu halten. Was ich den ganzen Vormittag mühsam an Höhe gewonnen hatte, war nach einem stündigen Downhill schon vorbei. Ich radelte einem Fluss folgend den Tag gemütlich aus!
Biketour nach Whistler
Schon vor dem ersten Augenzwinkern spürte ich anhand der schweren Beine sofort die Konsequenzen der anstrengenden Radetappe des gestrigen Tages. Ein Blick raus auf ein dunkles trübes Grau und das Pfeifen eines kräftigen Windes, hätten mich beinahe wieder in den Schlafsack getrieben. Aber nur beinahe, schlussendlich freute ich mich auf die heutige Biketour nach Whistler, dem Bike-Mekka schlechthin in Kanada.
Als ich in Whistler ankam und mittendrin mal anhielt um mich zu orientieren, sprach mich sofort eine Mountainbikerin an und fragte mich aus, also ob sie demnächst ein Interview meiner Bikereise veröffentlichen wollte. Sie empfahl mir das Shoestring Hostel als heutige Unterkunft.
Tatsächlich traf ich dort noch auf weitere Biker, die meisten davon Downhill-Freaks, welche sich mit den Transportbahnen hochfahren liessen, um dann die Abfahrten zu geniessen. Mein Zimmerkollege Steve lud mich ein, dies morgen ebenfalls zu versuchen, er schwärmte mir vom Bike-Paradies vor.
Die Whistler und Blackcomb Mountains bieten im Winter eines der grössten Skigebiete in Kanada und im Sommer unzählige Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten wie River Rafting, Klettern, Reiten, Golf, Trekking und eben Biking. Einerseits gibt es wirklich Hunderte von Kilometern an Bikerouten, andererseits lockt der Whistler Mountain Bike Park (bike.whistlerblackcomb.com) mit seinen Transportbahnen für das ultimative Downhill-Bikeabenteuer. Es gibt leichte, mittlere und fortgeschrittene Trails und als Sahnehäubchen noch die Expert-Trails.
Wirklich sehr verführerisch, eigentlich wäre ich ja lieber auf Naturpisten off-Road unterwegs, unternehme in den heimischen Alpen mehr Biketouren im alpinen Gelände, als mit Packtaschen auf asphaltieren Strassen. Doch nach langem hin und her entschloss ich mich meine Bikereise fortzusetzen, ich hatte auch grosse Lust mein Reiseziel Vancouver zu erreichen.
Auf dem Sea-to-Sky Highway von Whistler nach Squamish

Ein bisschen nervös war ich schon als ich frühmorgens das Bike hervorholte, im Wissen ich würde die Durchquerung der Rocky Mountains bald abschliessen. Sogar das Wetter schien dies mitzukriegen und liess die Sonne den Verdrängungskampf mit den Wolken gewinnen. Auf dem verheissungsvollen Sea-to-Sky Highway radelte ich aus dem Tal von Whistler zum Daisy Lake, wo es eine erste Verschnauf- und Fotopause gab. Weiter führte die Radreise gegen Süden, immer wieder mit herrlichen Blicken auf das Tantalus Gebirge.
Am Pazifischen Ozean
Kurz nach der Ortschaft Squamish erhaschte ich den ersten Blick auf den Pazifischen Ozean, welcher einen Fjord als Begrüssungskomitee vorgeschickt hatte. Jetzt war ich nicht mehr zu bremsen vor lauter Enthusiasmus. Ich ignorierte die hügelige Strasse und den intensiver werdenden Verkehr und genoss das Naturspektakel von der im Meer verschwindenden Bergwelt in vollen Zügen. Dabei verpasste ich sogar noch eine der Top-Sehenswürdigkeiten entlang dem Sea-to-Sky Highway zu besuchen, die Shannon Falls Wasserfälle. Oder hatte ich einfach schon genug Wasserfälle entlang der Route gesehen?
Der Endspurt führte mich entlang der kanadischen Küste und der Horseshoe Bay nach Vancouver. Nur fanden auch viele weitere Erdbewohner dies eine lohnenswerte Strecke und der Verkehr war schon über der Schmerzgrenze als Radfahrer. Da machten sich Mietwagen Wohnmobile, Reisebusse und die lokalen Fahrzeuge den Platz streitig.
Reiseziel Vancouver
Auf der mächtige Lions Bridge gelangte ich schlussendlich bei dieser schon ein wenig triumphalen Zielankunft mitten in die kanadische Metropole Vancouver. Ich machte mich sofort auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich wählte mir in einer öffentlichen Telefonzelle die Finger wund, nur um etliche Absagen von überfüllten Hostels zu erhalten.
Notfallunterkunft
Endlich klappte es mit einem Bettchen in Vincent's Backpackers. Die etwas ausserhalb gelegene Gegend wirkte zwar schon tagsüber ziemlich heruntergekommen: schmuddelige Strassen mit heruntergekommen Gebäuden, Obdachlose hatten die wenigen Bänkchen eingenommen, Taugenichtse torkelten mit der Flasche in der Hand vorbei und auf Kundschaft wartende Prostituierte hielten sich etwas versteckt in den Seitengässchen auf. Grosse Stadt - grosse Probleme! Jetzt wusste ich auch warum dieses Hostel nicht ausgebucht war. Na ja, ich schleppte das Fahrrad einige Stockwerke hoch zu Vincent's und kettete es zweifach an das Geländer. Wird schon gut gehen.
Sehenswürdigkeiten in Vancouver und Bikeverkauf
Am nächsten Tag siedelte ich liebend gern in ein zentraleres Hostel über. Nun konnte ich mich beruhigt der Besichtigung der Stadt mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten widmen. Zudem wollte ich noch mein geliebtes Mountainbike verkaufen, um wiedermal eine Gutschrift in die Reisekasse verbuchen zu können und damit meine Reise als gewöhnlicher Backpacker fortzusetzen.
Ich befestigte also ein Stück Karton mit der Aufschrift "For Sale" am Gepäckträger und drehte so meine Runden auf möglichem Käuferfang. Die Aktion brachte zwar erwartungsgemäss nicht den gewünschten Erfolg, führte jedoch zu zahlreichen interessanten Gesprächen über die Radreise.
Am nächsten Tag klapperte ich Vancouvers Fahrrad-Shops ab und hinterliess Notizen an diversen schwarzen Brettern. Nach drei Tagen hatte sich immer noch nichts konkretisiert und ich wurde zunehmend ungeduldig. Für mich war das Wheeler Mountainbike Gold wert, was mir aber niemand bieten konnte. Endlich erhielt ich beim "Sportsjunkie" mit 450 Dollars ein tolles Angebot. Schweren Herzens und doch erleichtert wickelte ich den Deal ab. Die Fahrradtaschen samt Accessoire wurden der kanadischen Post für den Heimversand übergeben und somit verwandelte ich mich wieder in einen Backpacker - und somit wurde die Radreise durch die Rocky Mountains in Kanada Geschichte.
Byebye Canada
Ich genoss noch einige unbeschwerte Tage in Kanada, in der Umgebung von Vancouver und fuhr anschliessend mit dem Greyhound Bus in Richtung Süden. Ich hatte vor auf dem legendären Highway Number 1 dem Pazifischen Ozean entlang zu reisen und über San Francisco, Los Angeles und San Diego zu meinem Reiseziel Mexiko zu gelangen.
Vorherige Etappe: Radreise durch British Columbia