Tourenbericht Bergwanderung quer durch die Schweizer Alpen
Die Fernwanderung führte quer über die Schweizer Alpen, vom östlichsten bis zum westlichsten Punkt des Landes. Im Val Müstair, ganz im Osten an der Grenze zu Italien, ging es los. Nach dem lieblichen Engadin marschierte ich auf dem Prättigauer Höhenweg entlang dem schroffen Rätikon Gebirge bis nach Chur. Das Wanderprojekt verband die Südtäler Graubündens mit den Tessiner Alpen. Der Bärentrek durch das Berner Oberland gehört wohl zu den schönsten Wanderwegen der Schweiz. Zu den Highlights zählte die Region Grindelwald, mit den mächtigen Viertausendern Eiger, Mönch und Jungfrau, mit viel Fels, Schnee und Gletscher. Alpine Übergänge vereinen die Hochtäler, entlang dem Weg trifft man auf frische Bergseen und geschützte Hochmoore, es geht durch artenreiche Alpwiesen und schattenspendende Wälder. Ab Montreux war das Ufer des Genfersees ein treuer Begleiter bis zum Endpunkt in Genf, dem westlichsten Punkt der Schweiz. Das Trans Alps Trekking dauerte 25 Tage, dazu den eint oder anderen Ruhetag.

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Graubünden: Müstair - Chur
1. Müstair - Pass da Costainas – S-charl - Scuol - Ftan
Wanderzeit: 10 h, Höhenmeter: 1500 m
Müstair (1246 m), im äussersten Ecken von Graubünden, direkt an der östlichen Grenze zu Italien, war der Startort der Bergwanderung quer durch die Schweizer Alpen. Nach der lockeren Einstimmung durch das Val Müstair und seinem wunderschönen Arvenwald, ging es auf einem steilen Weg hoch zum Pass da Costainas (2250 m) erstmals so richtig zur Sache. Das idyllische Dorf S-charl war sehr verlockend als Etappenort, doch erreichte ich schlussendlich sogar noch die Umgebung von Scuol (1280 m), einer faszinierenden Schlucht entlang dem Schweizer Nationalpark folgend.

Wunderbare Abendstimmung zum Zelten und wildem Camping in den Alpen.
2. Ftan – Lavin – Vereinapass - Klosters
Wanderzeit: 11 h, Höhenmeter: 1300 m
Das Engadin ist und bleibt eines der schönsten Schweizer Bergtäler. Die auserkorene Route führte über die Bilderbuchdörfer Ardez, Guarda und Lavin, mit der typischen Engadiner Architektur, um dann ins Val Sagliains einzubiegen.
Je höher ich stieg, desto dichter wurde der Nebel. Teils konnte ich die eigene Hand vor mir nicht mehr erkennen. Fehlende Orientierungspunkte erschwerten den Aufstieg. Das Murmeln des Baches unter dem noch vorhandenen Eis lotste mich bis auf den Vereinapass (2585 m). Leichter Schneefall setzte ein und vermieste den Mittagslunch. Ein kräftiger und eisiger Wind klärte hie und da die Sicht auf die wilde, steinige und sandige Landschaft. Doch nur Sekunden später verhüllte der Nebel wieder alles.
Der Abstieg durch das teils sumpfige Vereinatal, mit seinen mächtigen Steinbrocken war ein mystischer Abschnitt. Wenn es Elfen oder Zwerge gäbe, würden sie bestimmt hier hausen. Nach elf Stunden reiner Marschzeit und 1300 Höhenmeter, erreichte ich ziemlich erschöpft die Ortschaft Klosters.
3. Klosters – Madrisa – Jägglisch Fürggli – San Antönien
Wanderzeit: 8 h, Höhenmeter: 1550 m
Die nächsten vier Tage würde ich auf dem Prättigauer Höhenweg im Rätikon Gebirge unterwegs sein, einem der bekannten Wanderwege in den Schweizer Alpen (Webseite Wanderland Schweiz). Mit neuem Schwung machte ich mich an den Aufstieg nach Madrisa und zum Jägglisch Fürggli (2250 m). Die Sicht von der Passhöhe bot Einblicke in das eindrückliche Alpenpanorama des Rätikon. Die kleine Walsersiedlung St. Antönien, mit seinem ursprünglichen Dorfkern mit typischen Häusern, war mein Etappenziel. Mit dem Slogan "Hinter dem Mond links" machte die Ortschaft in früheren Jahren auf sich aufmerksam. Etwas Wahres ist schon dran, schön abgeschieden war es hier jedenfalls.

Murmeltier auf dem Prättigauer Höhenweg im Rätikon Gebirge.
4. San Antönien – Carschina – Schweizertor
Wanderzeit: 6.5 h, Höhenmeter: 1000 m
Immer steiniger und felsiger wurde es auf der Route dem Bergbach entlang und hoch zur Carschina Hütte (2221 m). Der Wirt offerierte mir eine heisse Suppe und verwickelte mich in ein interessantes Gespräch über die schwierigen Bedingungen als Alphirt und Gastwirt über die Runden zu kommen. Etwas erstaunt war er, als ich unbedingt weiterziehen wollte. Die Schesaplana Hütte sei etwas weit, meinte er. Doch eigentlich hatte ich vor die hervorragenden Wetterbedingungen auszunutzen und das Camp in der Wildnis zu errichten. In der Umgebung des Schweizertors fand ich kurz vor Sonnenuntergang den perfekten Platz dafür. Nach einem schnellen Bad in einem eiskalten Gletscherbach, kochte ich noch ein Outdoor-Menü mit Nudeln und Pilzen auf dem Feuer. Was für ein harmonischer Abend, in der schönst möglichen alpinen Umgebung.

Die Fernwanderung durch die Schweizer Alpen führte auf dem Prättigauer Höhenweg gegen Westen.
5. Schweizertor – Cavelljoch – Schesaplana Hütte - Seewis
Wanderzeit: 7 h, Höhenmeter: 400 m
Mit geübten Handgriffen brach ich das Zelt ab und verstaute die ganze Trekking Ausrüstung im Rucksack. Einige gedörrte Früchte und Nüsse mussten als Frühstück reichen. Der fantastische Prättigauer Höhenweg begeisterte mich auch heute wieder. Scheinbar den Höhenkurven folgend blieb ich lange auf einer Höhe von ca. 2000 m, immer entlang dem Felsmassiv des Rätikon bis zur Schesaplana Hütte. Beim Cavelljoch schritt ich sogar einige Meter auf österreichischem Staatsgebiet, die Grenze verlief parallel zur Wanderroute. Der Abstieg durch die üppig grünen Alpweiden war dann ein Kinderspiel. Nur die mich in vollem Elan verfolgende Kuhherde sorgte für einige bange Momente. Etwas oberhalb von Seewis errichtete ich das Nachtquartier.
6. Seewis –Malans - Landquart - Chur
Wanderzeit: 5 h, Höhenmeter: 350 m
Ich traversierte von Seewis Dorf rüber zum Fadärastein, mit tollem Tiefblick ins Churer Rheintal. Auf einem steil gewundenen Pfad gelangte ich runter in das Weindorf Malans und schlussendlich nach Landquart. Hier endete das Abenteuer auf dem Prättigauer Höhenweg. Die Strecke nach Chur führte zur Abwechslung mal flach dem Rhein entlang. Nach den sehr alpinen Etappen der letzten Tage, war dieses Teilstück wie ein Sonntagsspaziergang.
Graubünden: Von Chur ins Tessin
7. Chur – Rheinschlucht – Ilanz
Wanderzeit: 10 h, Höhenmeter: 500 m
Ich legte los mit dem nächsten Teilstück meines Projekts die Schweiz zu Fuss zu durchqueren. Als lockere Einstimmung folgte ich dem Rhein entlang dem Calanda-Massiv. Ich meisterte einige Höhenmeter bis oberhalb der Rheinschlucht Ruinaulta, dem Grand Canyon der Schweiz (Webseite: www.rheinschlucht.ch). Der Rhein schlängelt sich hier durch eine wilde, alpine Schluchtenlandschaft mit bizarren Steinformationen - bestimmt das Highlight der heutigen Etappe. Unbedingt bei der Aussichtsplattform Conn einen Rast einlegen, der Ausblick über die Schlucht ist gigantisch. Unweit von Ilanz stellte ich mein Zelt am Sandstrand des Glenner auf.

Der Vorderrhein fliesst durch die Rheinschlucht Ruinaulta, auch Grand Canyon der Schweiz genannt.
8. Ilanz – Vals – Valserberg – Hinterrhein
Wanderzeit: 9 h, Höhenmeter: 1600 m
Das Valser Tal ist bekannt für sein Mineralwasser und das vom Architekten Peter Zumthor entworfenes Thermalbad. Zum Baden blieb leider keine Zeit... und trotzdem wurde ich mit Wasser überschüttet. Es regnete in Strömen und ich suchte Unterschlupf unter einem vorstehenden Dach eines Stalls. Nach einer Stunde Warterei wird auch der geduldigste Trekker zappelig. Unter dem Motto "nässer als nass kann man nicht werden" setzte ich den Aufstieg zum Valserberg (2500 m) fort. Tatsächlich regnete es den ganzen Tag ununterbrochen. Erst kurz vor Hinterrhein, als nach einem geeigneten Platz zum Campen Ausschau hielt, verzogen sich die Wolken. Einige wenige Sonnenstrahlen zeigten sich sogar noch bevor es dämmerte. Das Leben könnte nicht schöner sein als in diesem Moment.
9. Hinterrhein – San Bernardino Pass – Pass di Passit
Wanderzeit: 9.5 h, Höhenmeter: 800 m
Die Route verlief auf einem historischen Walserweg auf den San Bernardino Pass (2067 m). Die imposanten Naturräume wechselten sich ab mit Zeugen der walserischen Weide- und Alpwirtschaft. Nach dem kleinen Bergsee auf der Passhöhe bog ich gegen Westen ab und wanderte durch den Kessel der Alp Mucia zu den Seen am Pass di Passit (2081 m). Eigentlich wollte ich durch das Val di Passit ins Calancatal gelangen. Doch war das enge Tal komplett mit Schnee und Eis abgeriegelt. Die weisse Decke schien einerseits undurchdringlich dick und andererseits befürchtete ich im dümmsten Fall in das tiefe Tal einzusinken. Das Risiko schien mir zu gross. Ich änderte meine Pläne und kehrte zurück zu den Seen am Pass di Passit, um dort mein Camp aufzuschlagen.

Alpines Steinmannli mit dem eingesetzten Mammut Trekking Rucksack.
10. Pass di Passit – Spina – Mesocco - Roveredo
Wanderzeit: 10 h, Höhenmeter: 200 m
Der Morgen ist kalt und neblig, wenig einladend um den Schlafsack zu verlassen. 15 Minuten später bin ich trotzdem marschbereit und mache mich an den Abstieg ins Valle Mesolcina. Wild wars hier. Mit grünem Moos überwucherte Baumstämme lagen auf dem Waldboden, andere ragten halb entwurzelt schräg in die Landschaft. Ansonsten trauerte ich immer noch etwas der ursprünglich geplanten Variante nach, da unten im Haupttal hielt sich der Spassfaktor in Grenzen. Die Passstrasse war zu dominant und der Verkehr praktisch immer hörbar. Somit wollte ich nur so schnell wie möglich vorwärtskommen, um endlich ins Tessin zu gelangen.
Tessiner Alpen
11. Roveredo – Bellinzona - Tenero
Wanderzeit: 9 h, Höhenmeter: 0 m
Die Nacht hatte ich in einem Wald der letzten Bündner Gemeinde Roveredo verbracht. Heute freute ich mich die Tessiner Hauptstadt Bellinzona kennenzulernen, die italienischste Stadt der Schweiz. Die "Skyline" bildet die mächtige Festungsanlage aus drei mittelalterlichen Burgen. Im lieblichen Zentrum genehmigte ich mir eine Kaffeepause. Nachmittags wanderte ich über die Magadino Ebene bis Tenero, wo ich mich auf einem der Campingplätze am herrlichen Lago Maggiore einrichtete. Die paar Stunden, welche ich heute Nachmittag mal nicht zu Fuss unterwegs war, sondern relaxend im See verbracht, muteten wie Ferien an. Balsam für den geschundenen Körper, welcher mit Vollpackung täglich eine intensive sportliche Leistung abrufen muss.

Wegweiser in den Tessiner Alpen im Wanderland Schweiz.
12. Tenero – Mergoscia – Sonogno - Cabioi
Wanderzeit: 9.5 h, Höhenmeter: 1050 m
Alles ist aus Stein im Val Verzasca: Imposante Steinbrücken, typische Steinhäuser mit Steindächern, Steinzäune, Steinskulpturen, gepflasterte Wege und Steinmarkierungen auf dem Wanderweg. Die "Ponte dei Salti", auch als "Römerbrücke" bekannt, führt bei Lavertezzo über den Fluss Verzasca. Es ist eine Steinbrücke mit zwei Bögen, die im Mittelalter gebaut wurde. Der Fluss mit seinem kristallklaren und smaragdgrünen Wasser lädt zu einem Bad oder dient um die schmerzenden Füsse abkühlen.
Bei Sognono kehrte ich zum Abendessen in ein Grotto ein. Als Grotto bezeichnet man im Tessin ein rustikales Lokal mit regionaler Küche. Mit dem gewonnen Energieschub zog ich noch etwas weiter in das nun einsame Tal, bis zum Ausgangspunkt des morgigen Aufstiegs auf den Passo di Piatto.
13. Val Verzasca – Passo di Patto - Chironico
Wanderzeit: 7.5 h, Höhenmeter: 1000 m
Mit Hilfe von Seilen, Eisenleitern und in den Fels gehauenen Stufen, arbeitete ich mich nach oben. Ich musste abermals stoppen, da mein Herz wie verrückt pochte vor lauter Anstrengung. Der ständige Regen erhöhte die Schwierigkeit zusätzlich, alles war nass und sehr rutschig. Ein falscher Schritt hätte fatale Folgen gehabt, der Abgrund mit der fast senkrechten Felswand unter mir schien bedrohlich. Bergziegen begrüssten mich auf dem höchsten Punkt des Passo di Piatto (2110 m). Was für eine magische Welt hier im kargen Hochgebirge. Ich umrundete einen vom Nebel verschleierten See, bevor ich den Abstieg in die Ortschaft Chironico in Angriff nahm.

Die Wanderung führte an etlichen typischen Tessiner Dörfer vorbei.
14. Chironico – Prato – Casorei
Wanderzeit: 5 h, Höhenmeter: 1200 m
Ich wanderte auf der westlichen Talseite des Valle Leventina von Chironico nach Prato. Dazwischen lagen nichts aussagende Etappenziele wie Ces, Gribbio, Segin, Vallascia und Dalpe. Auf der Wanderkarte schien der Fortschritt minimal. Und doch war das Erreichen dieser Weiler jeweils wie ein Meilenstein für das grosse Projekt des Trans Alpen Trekkings. Gegen Nachmittag galt es noch 400 weitere Höhenmeter zu ersteigen, bevor ich auf einer Lichtung bei Casorei mein Zelt aufbaute.
15. Lago Tremorgio – Airolo – All'Acqua
Wanderzeit: 10 h, Höhenmeter: 1100 m
Kein Mensch weit und breit. Die brauchte ich hier oben auch nicht. Die Leidenschaft für Outdoor-Aktivitäten ermöglichte mir der Zivilisation etwas zu entfliehen, was sich ungemein gut anfühlte... das ich-bin-dann-mal-weg-Gefühl. Umso mehr erschrak ich, als ich in einem baufälligen Stall Zuflucht vor dem starken Regen suchte und dort auf andere Wanderer traf. Wir tauschten schnell Informationen über den Zustand der Strecke aus. Während sie in ihrem Versteck ausharrten, beschloss ich mich für den baldigen Aufbruch.
Das Highlight des Tages war der kreisrunde Lago Tremorgio, der aussieht wie ein Vulkankrater, aber keiner ist. Und wie um dem Bergsee die Ehre zu erweisen, lichtete sich der Himmel und die Sonne verzauberte die Alpenlandschaft. Ein Höhenweg verlief entlang der Baumgrenze, hoch über dem Tal der Valle Leventina. Ab Airolo führte der Wanderweg auf der Sonnseite des Val Bedretto durch Hochmoorlandschaften und bot wunderschöne Ausblicke ins Gotthardmassiv. Ich tauchte ein in diese ursprüngliche Natur, bestehend aus herrlichen Farben und erholsamer Stille.
Da ich auf der aktuellen Route erfolgreich die Ost-West Transversale meistern sollte, kam etliche Jahre später die Idee auf, die Schweizer Alpen auch von Norden nach Süden zu durchqueren. Diese Route führte mich ebenfalls nach Airolo und dann auf der Via Cristallina weiter gegen Süden.
Wanderung über den Nufenenpass und den Grimselpass
16. All'Acqua – Val Corno – Nufenen - Ulrichen
Wanderzeit: 9 h, Höhenmeter: 1400 m
Die Vorstellung weiter in die Wildnis vorzustossen, liess mein Herz höher schlagen und ich war schon sehr früh wieder auf den Füssen. Doch einmal mehr unterschätzte ich die Anwesenheit von winterlichen Schneemassen und Eisfeldern. Das abgelegene Val Corno wurde bei einer Höhe von ca. 2400 m zur Sackgasse und die Route über den Griessee somit vereitelt. Auf einer alternativen Wanderstrecke erreichte ich schlussendlich den Nufenenpass (2478 m), den höchsten Pass für motorisierte Fahrzeuge in der Schweiz. Auf beiden Seiten türmten sich 3 m hohe Schneewände und zwangen mich den ersten Teil des Abstiegs auf der Passstrasse zu machen. Etwas weiter unten präsentierte sich das Tal mit einem perfekten Sommertag, mit auf den Weiden grasenden Kühen und blühender Alpenflora.
Heute Abend lagerte ich kurz vor dem Haupttal des Wallis, wo ich den perfekten Ort für mein Zelt fand. Eine alte Badewanne war eigentlich als Viehtränke gedacht. Aber sie wurde von mir wieder für den ursprünglichen Zweck missbraucht und ich gönnte mir ein erfrischendes und wohltuendes Bad. Dazu nutzte ich die Freizeit um einige Kleidungsstücke vom schweissigen Souvenir der letzten Tag zu befreien.

Waschen, Zelt aufbauen und Abendessen zubereiten... die tägliche Routine auf einem Trekking.
17. Ulrichen – Grimselpass – Guttannen
Wanderzeit: 10 h, Höhenmeter: 750 m
Der bekannte Grimselpass, der sich von einem historischen Säumerpfad zur Hauptverbindung zwischen dem Wallis und dem Berner Oberland gewandelt hat, war die heutige sportliche Herausforderung. Ein steiler, Kräfte raubender Weg führte ständig nach oben, bis zur Passhöhe auf 2160 m. Der Totesee mit seinen Eisschollen kontrastierte magisch in der alpinen Umgebung. Die Wanderung auf der Berner Seite führte durch eine eindrückliche, vom Aaregletscher geschliffene Gebirgslandschaft. Die Beine trugen mich noch etwas weiter als Guttannen.
Berner Oberland: Via Alpina und Bärentrek
18. Innertkirchen – Grosse Scheidegg - Grindelwald
Wanderzeit: 10 h, Höhenmeter: 1500 m
Meine Route mündete in die legendäre Fernwanderweg der Via Alpina, auch bekannt als Alpenpassroute und das erste Teilstück als Bärentrek. Nur wusste ich damals noch nicht, dass ich rund 10 Jahre später zurückkehren würde, um die ganze Via Alpina zu erwandern.
Die Passhöhe der Grossen Scheidegg liegt unterhalb des massiven Wetterhorns auf 1'960 m, und ist somit interessanterweise etwas tiefer als die Kleine Scheidegg. Soviel zur Logik der Namensgebung. Ich entspannte einen Moment und genoss das Alpenpanorama, bevor ich den Abstieg nach Grindelwald anging. Der Tourismusort liegt in eine liebliche und grüne Talmulde eingebettet, umgeben von der imposanten Bergkulisse mit Eiger-Nordwand und Wetterhorn.

Auf dem Trekking zur Grossen Scheidegg, imponiert das Wetterhorn und seine Gletscher.
19. Grindelwald – Kleine Scheidegg - Sefinental
Wanderzeit: 8.5 h, Höhenmeter: 1800 m
Eiger, Mönch und Jungfrau, das Dreigestirn der Alpen dominiert die Bergwelt des Berner Oberlandes, eine wahrlich spektakuläre Kulisse mit den Gletschern der Viertausender. Ehrfürchtig wanderten wir bis zur Passhöhe Kleine Scheidegg (2061 m). Der Abstieg kann über Wengen und Lauterbrunnen erfolgen. Oder man sticht etwas südlicher runter ins Lauterbrunnental und besucht noch das aussergewöhnliche Naturschauspiel der Trümmelbachfälle. Um einen passenden Standplatz zum Zelten zu finden, drang ich mit der untergehenden Sonne noch in das Sefinental ein.

Die Weitwanderung führte vom Lauterbrunnen Tal auf die Sefinenfurka hoch.
20. Sefinental – Sefinenfurke – Reichenbach
Wanderzeit: 9 h, Höhenmeter: 1200 m
Das heutige Wanderprojekt hiess Sefinafurgga, ein mächtig steiler Aufstieg zum 2612 m hohen Alpenpass, dem höchsten auf der ganzen Fernwanderung. Dabei lohnte sich immer wieder ein Blick zurück auf die Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau. Oben angekommen bot sich ein atemberaubender Rundblick auf die Blüemlisalp und das Kiental. Der Abstieg zum Berghaus Golderli (1441 m) war dank Leitern und Seilen gut zu meistern. Durch das langgezogene Kiental wanderte ich bis nach Reichenbach.
21. Reichenbach – Frutigen – Adelboden – Hahnenmoospass – Lenk
Wanderzeit: 8 h, Höhenmeter: 1400 m
Nach all den Highlights der spektakulären Route der letzten Tage auf der Trekking Tour, war der heutige Wandertag eher ernüchternd, entlang kanalisierter Flüsse, Strassen, Bahngleisen und Skiliften. Die Alpen können mal der einsamste Ort auf Erden sein und mal mit menschlicher Infrastruktur vollgepackt und verschandelt.
Sanfter Aufstieg durch Waldpassagen und Moorlandschaften, über den Hahnenmoospass (1950 m). Nach der Mittagsrast wanderte ich hinunter nach Lenk (1068 m), in einem Kessel im Hinteren Simmental gelegen. Ich fand in einem alten Stall Unterschlupf für die Nacht. Für einmal hatte ich keinen Bock das Zelt aufzustellen.
Westschweizer Alpen und Genfersee
22. Lenk – Trütlisbergpass – Gstaad - Château-d'Oex
Wanderzeit: 9.5 h, Höhenmeter: 750 m
Von der Lenk über sanfte Alpweiden, hinauf zum Trütlisbergpass (2038 m) und durchs lange Turbachtal mit seiner vielfältigen Geschichte hinunter ins mondäne Gstaad (1050 m). Auf einem Wanderweg durch das Pays d'Enchaut erreichte ich am nun schon 22. Tag die Ortschaft mit dem wohlklingenden Namen Château-d'Oex (960 m).

Sonnenuntergang in wunderbarem Alpen-Panorama.
23. Château-d'Oex – Col de Jaman – Montreux – Lausanne
Wanderzeit: 12 h, Höhenmeter: 900 m
Als ich um 5 Uhr morgens nach Draussen kroch, war das Zelt steif vor Kälte. Es kostete mich einige Mühe die mobile Unterkunft in den Rucksack zu stopfen. Da es noch dunkel war, begann ich das heutige Trekking mit aufgesetzter Stirnlampe. Ich wollte unbedingt zeitig los, um den letzten Alpenpass, den Col de Jaman, auch bestimmt am Vormittag schaffen zu können.
Oben auf dem Col de Jaman (1512 m) sollte ich zum ersten Mal auf den Genfersee blicken - in der Theorie zumindest. Stattdessen starrte ich in eine dicke Nebelschicht, die den Umriss des Sees nur erahnen liess. Durch eine schmale, spektakuläre Schlucht erreichte ich Montreux und somit den Genfersee. Das Etappenziel der heutigen Wanderung sollte Lausanne werden.

Alpiner Wanderweg vor dem Abstieg nach Montreux.
24. Lausanne – Morges – Rolle – Nyon
Wanderzeit: 9.5 h, Höhenmeter: 200 m
Der härteste Teil der Fernwanderung des Trans Alpen Trekking war hinter mir. Nun folgte noch die zweitägige Kür, ca. 60 Kilometer entlang dem Genfersee, dem grössten Schweizer See.
Der Wanderweg wand sich in Serpentinen durch das Weinanbaugebiet Lavaux, welches durch die UNESCO als schützenswertes Welterbe eingestuft wird (Webseite). Trotz der wilden Topographie, wurden Terrassen zur Kultivierung von Weinreben angelegt und typische Winzerdörfer entstanden. Die Lavaux ist eine blühende Kulturlandschaft, die bereits im 12. Jahrhundert angelegt wurde. Die hier produzierten Weine geniessen einen hervorragenden Ruf. So war ich wunderbar abgelenkt und schneller als gedacht erreichte ich Nyon.
25. Nyon - Genf
Wanderzeit: 5.5 h, Höhenmeter: 100 m
Teils dem Lac Léman entlang, teils auf Wanderwegen im Hinterland, gelangte ich in die Weltstadt Genf. Nach 25 Tagen war das Projekt der Fernwanderung quer durch die Schweizer Alpen geschafft!
Dazu formte sich in den letzten Tag auch das Projekt für das nächste Outdoor-Abenteuer, ich wollte die Schweizer Alpen auch von Norden nach Süden zu Fuss überqueren.